„Ich konnte oft beobachten, was hier alles aus Düften und Winzigkeiten kreiert wurde; Rosenblüten, die noch im Fallen gesammelt wurden, um daraus ein Potpourri zu machen; kleine Lavendelbündel, die verschickt wurden, um die Schubladen der Städter gesünder zu machen oder die Luft von Krankenzimmern zu verbessern.“
(Cranford, Mrs. Gaskell)
Kräuter sind nicht nur in der Gesundheitspflege eine „dufte“ Alternative zu chemischen Pendants. Auch im normalen Haushalt sind sie wertvolle und umweltfreundliche Helfer. Leider ist auch hier, genau wie in Heilkunde, viel in Vergessenheit geraten. Dagegen wollen wir etwas unternehmen:
Kräuter wurden zum Konservieren genutzt, zum Reinigen und Desinfizieren, zum Würzen… sie wurden ins Dachstroh geflochten, zum Polieren von Möbeln benutzt und auf Böden gestreut.
Wenn Sie mit selbstgemachten, giftfreien Produkten eine gewisse Unabhängigkeit von der Chemie, aber auch ein freundliches Grunzen Ihres Sparschweines erreichen, warum also nicht? Außerdem macht es wirklich Spaß. Die Räume riechen nicht mehr „hochklinisch“ nach Krankenhaus und Labor, sondern nach allen Düften des Orients und Okzidents, ohne dabei so penetrant aufdringlich zu wirken, wie künstliche Duftstoffe das zumeist tun.
Sie müssen dazu nicht exotische Zutaten aus dem Kräuterhandel besorgen. Schon Zitronensaft und Backpulver aus dem Vorratsschrank erweisen sich als wertvolle Hilfen. Sie brauchen nicht mehr Geld, sie haben nur weniger grellbunte Plastikflaschen im Haus.
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Tipps für den Kräuterhaushalt
- Ameisen und andere Schädlinge: werden durch Gewürznelken, Poleiminze, Lorbeer und Minze in den Regalen vertrieben
- Bücher schützen Sie vor Ungeziefer, indem Sie Marienblatt oder Waldmeister einlegen (hinterlassen keine Flecken). Sollte ein altes Erbstück, dass noch in Pergament gebunden ist, gereinigt werden müssen, verwenden Sie ein weiches Tuch und Milch.
- Eichenholzpolitur: (Möbel, Treppen) 60 g Bienenwachs und 1 Tl Zucker in einem Liter Bier schmelzen und wieder erkalten lassen
- Fliegen meiden die Nähe von Holunderbündeln und Rainfarn.
- Fliegendreck: Sollten Sie vorhergehenden Tipp verpasst haben und die Fliegen haben sich auf Ihren Fensterrahmen verewigt, hilft kalter Tee.
- Holzbodenflecken: Zitronensaft, aber vorsicht.. Zitrone bleicht… gut nachwischen, nicht zuviel auftragen
- Muffiger Geruch im Wohnzimmer erfordert nicht unbedingt den Chemiecocktail, den uns die Werbung als „Luftreiniger“ für Möbel und Tierplätzchen eindringlich empfehlen möchte: Ein einfaches Raumspray tut die gleichen Dienste. Die physikalischen Vorgänge der „Erfrischung“ sind nämlich die Gleichen, da gibts kein Patent drauf.
- Ofengeruch (Backofen), der sich hartnäckig hält, kann mit Zitronenschalen vertrieben werden, die eine Weile im warmen Backofen „schmoren“.
- Pfannen bekommt man sauber, indem man ein paar Senfkörner darin erwärmt und mit einem Tuch nachpoliert
- Rußgeruch (nach dem gemütlichen Abend vor dem Kamin) läßt sich vermeiden, wenn Sie zum Schluß auf die noch glühende Asche aromatische Kräuter und Hölzer streuen.
- Silberfische, Küchenkäfer und deren Verwandte hassen Lavendelöl, dass in potentielle „Wohnritzen“ verteilt wurde…
- Schuhcreme nicht eingekauft? Kein Problem, solange es schwarze oder braune Lederschuhe sind, lassen die sich auch hervorragend mit der Innenseite von Bananenschalen pflegen. Polieren nicht vergessen!
- Spiegel kann man vor Fliegen und deren unschönen Hinterlassenschaften schützen, indem man sie mit einem Zwiebelaufguss abreibt.
- Teppichflecken: was durch Bürsten nicht verschwindet, kann oft durch Abreiben mit einer rohen Tomate entfernt werden (vorsichtig auf Rückseite prüfen…)
- Tintenkleckse auf Holz oder Stoff können ebenfalls mit der Oxalsäure einer reifen Tomatenscheibe bearbeitet werden (siehe Teppichflecken).
- Wespen werden in Frankreich mit aufgehängten Brennnesselbündeln vertrieben. Getrocknete Brennnesselblätter haben außerdem erstaunlich konservierende Wirkung auf darin eingepackten Käse oder Obst…
Auch so können Putzmittel aussehen: Seifenkraut
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Rezepte für den wilden Haushalt
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Raumsprays
Grundrezept:
300 ml Wasser
10 Tr. äth Öl (oder 2 Hände voll Kräuter aufkochen)
Andere Dosierungen:
mit 5 Tr. auf 50 ml – Insektenvertreibung
10 Tr. auf 50 ml – Infektionskrankheiten eindämmen
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Positive Ionen, die durch Lüftungssysteme, Monitore und einige moderne Baustoffe freigesetzt werden, können nach neuester Forschung mit einem Spray aus ätherischen Baumölen reduziert werden und steigern die Wirksamkeit der wohltuenden negativen Ionen.
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Küchenspray, fettlösend:
5-6 Tr. (insgesamt) von Eukalyptus, Rosmarin, Lavendel und Zitrone auf 50 ml beseitigen Fettgeruch.
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BESONDERER TIPP
Reste (Stiele u. A.) von Rosmarin, Ysop, Salbei nicht wegschmeißen, sondern knapp mit Wasser bedeckt zu einer antiseptischen Reinigungslösung auskochen. Ein wenig Spülmittel (besser noch: ein Schuss Betain) löst Fette. Im Kühlschrank eine Woche haltbar. Thymian und Rosmarin sind besonders wirksame Keimtöter. Thymian und Teebaum sind in den Rezepturen generell austauschbar – aber bitte NIEMALS Teebaum bei Katzen anwenden!
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Möbelpolitur
275 ml Wasser
1 gr. Handvoll Zitronenmelisse
275 ml reines Terpentin
60 g Bienenwachs
60 g Seifenflocken
Wasser aufkochen, über die Melisse geben, 15 min. ziehen lassen. Bienenwachs und Terpentin im Wasserbad schmelzen.
Den durchgeseihten Kräutertee und die Seifenflocken in einem zweiten Topf vorsichtig erhitzen. Beide Mischungen leicht abkühlen lassen und miteinander verrühren.
Man kann auch getr. Majoran oder Lavendel verwenden.
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Shampoo für empfindliche Polster
15 g Seifenkrautwurzel oder 2 Handvoll frische Stängel
750 ml Wasser
evtl. 6 Tr. äth. Öl nach Wahl
Falls die Wurzel getrocknet ist, über Nacht einweichen. Alle Zutaten (bis auf das Öl) aufkochen und 20 min köcheln lassen. Fertige Flüssigkeit im Kühlschrank aufbewahren. Auf den Stoff mit angefeuchtetem Schwamm auftragen.
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Allzweckreiniger
1 Handvoll frischer Salbei (od. Rosmarin, od. 2 hdvll. Thymian)
300 ml Wasser
2 El Natron
8 Tr. Zitronensaft
Kräuter aufkochen und 20 min köcheln lassen. Abkühlen lassen, absieben und Natron und Zitronensaft zugeben. Gut schütteln. Eignet sich für Küche und Bad. Im Kühlschrank eine Woche haltbar.
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Fensterreiniger
1 hdvll. Zitronenverbene (oder Zitronenmelisse, oder Indianernessel)
230 ml Wasser
2 El Weißweinessig
3-4 Tropfen Flüssigseife
Kräuter aufkochen und 10 min köcheln lassen. Abkühlen, absieben, restliche Zutaten zugeben. Schütteln und innerhalb von 3 Wochen aufbrauchen.
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Die Hexe in mir nutzt natürlich Kräuter auch besonders fürs Boudoir… aber warum auch nicht? Schon die Indianer besprengten ihre Schlafstätten mit Wasser, das mit Sandelholz parfümiert wurde. In Europa wurde zur Vorbereitung auf das eheliche Werk nächtens noch ein leichter Salat mit Basilikum und Kapuzinerkresse genommen.
Wer dabei ein wenig Kräuterzauber zur Hilfe nehmen möchte, der fertigt ein
Liebesbeutelchen
Ein violettes Samt- oder Seidenbeutelchen, zuschnürbar
Rosen- und Geißblattblüten
Je drei Tropfen Patchouli, Jasmin, Ylang-Ylang und Rose
Mit den Blütenblättern füllen und das ganze mit einem Rotdornzweig umrühren… Das Beutelchen dann an einem Bettpfosten befestigen.
Ciao!!! Hast Du nicht zufaelligerweise auch einen Tipp gegen Holzwuermer parat? In der Zwischenzeit werde ich mir als erstes Lavendeloel beschaffen – komisch, dass Du gerade Gaskell und Cranford zitierst- hatte heute die BBC Verfilmung in der Hand!
Aber selbstverständlich, liebe Jutta! Die Verfilumg von Gaskell und Cranford kenne ich übrigens nicht, hast du da den Titel?
Eigentlich dürftest du gar nicht so viel Probleme mit Holzwürmern haben, da sie gern „klamm“ leben. Ein warmes, gut durchlüftetes Haus ist Ihnen schon ein Gräuel.
Wenn du in der o.g. Möbelpolitur statt der Zitronenmelisse, die Süßdolde nimmst, hast du schon mal ein wirksames Mittel. Man nimmt die zerquetschten oder zermahlenen Samen (je nach Reifegrad)
Französinnen nehmen eine Paste aus zerquetschten Rosskastanien.
Eine sehr wirksame Creme ist auch diese:
Holzschutzcreme
500 ml abgekochtes Leinöl
250 ml Essig
250 ml Terpentin
6 Tropfen Teebaum- oder Thymianöl
Gut mischen, sparsam auftragen, sofort polieren.
Das sollte einmal monatlich gemacht werden, wenn die Holzwürmer wirklich in den Startlöchern harren…
Hast du dir doch welche eingefangen, mach eine kräftige Lösung aus Brennspiritus und Borax (1:1), die mit feinem Pinsel in die Löcher gestrichen wird.
Besonders beliebt sind natürlich Risse und unbehandeltes Holz (Unterseiten von Schubladen, Regalen, Stühlen) da solltest du ein Auge drauf haben. Wenn der Holzwurm schon mal da ist, dann auch regelmäßig, denn die Larven schlüpfen erst nach drei Jahren….
Bei ernsthaftem Befall, eventuell sogar des Hauses (Dachstuhl) ist schon an einen Fachmann zu denken. Möbel können in eine Hitzekammer gebracht werden, Dachstühle werden auch mit modernen Verfahren aufgeheizt (Das Holz hier).
Vielen, vielen Dank! Die Holzwuermer fressen sich bei mir immer im Sommer satt, denn da kann ich wegen der Hitze nur in der Nacht gut durchlueften. Im Winter sind sie nicht so aktiv. Ich werde erst mal was von deinen Tipps ausprobieren…es tut mir einfach leid wegen der Stuehle von meiner Grosstante aus den ’20 Jahre.
Was Cranford anbetrifft, hier die BBC Verfilmungen auf Amazon erhaeltlich: http://www.amazon.co.uk/Cranford-Complete-BBC-Judi-Dench/dp/B000Z1TYT2/ref=pd_cp_d_h__3
Ich habe auch North&South von der Gaskell gelesen und finde erstaunlich wie sozial engagiert diese Frau zu ihren Zeiten war…und ich bin allgemein ein grosser Fan von den „historical drama“ BBC Produktionen – Junkie, koennte man schon sagen…