Ich sitz grad an einer Recherche, was sich nicht gerade als einfach erweist. Ursprünglich wollte ich eine Fachzeitschrift abonnieren, in der regelmäßig die neuesten Forschungsergebnisse veröffentlicht werden. Nun ja, das Abo kostet über 1.300,– Euro im Jahr. Uns ist Wissen scheinbar nicht nur lieb, sondern auch teuer.
Das Abo hab ich mir erstmal nicht geleistet. Im englischen Sprachraum findet man da schneller Veröffentlichungen.
Wer irgendwelche Fakten sucht, der findet wunderbare Studien dafür, aber auch dagegen… Grade bin ich über Antioxidantien gestolpert, jene Zaubersubstanzen, die wir brauchen, um krebsfördernde Moleküle abzufangen. Oder aber auch nicht. Andere Berichte statuieren, dass ein zuviel von Antioxidantien auch freie Radikale bilden kann.
Dann wiederum ermahnt mich ein in Satzform erhobener Zeigefinger, Antioxidantien während einer Chemotherapie zu meiden, weil eben diese Chemo mit freien Radikalen zur Tumorzerstörung arbeitet… Den Mechanismus finde ich nun schon wieder fast spannend, so ähnlich wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, indem ich einen Tumor mit Substanzen bekämpfe, die ihn eigentlich bilden…
Na, ich bin zu wenig Chemiker oder Biologe, um das genau zu beurteilen, es mag ja durchaus so sein.
Wer sich jetzt wirklich gesund ernähren möchte, steht definitiv vor einem Dilemma. Wer Antioxidantien zu sich nehmen möchte, sollte aber auch auf Milch verzichten, weil diese sie unwirksam macht – Ade du schöner Blaubeeryoghurt…
Das Szenario erinnert mich an den letzten Forschungsbericht über die Erzengelwurz. Hier fand man heraus, dass die angeblich krebsauslösenden Inhaltsstoffe im Tierversuch doch eher krebswidrig wirkten.
Himmel, was machen diese Ingredienzen? Was ihnen grad so einfällt? Oder fälschen kleine grüne Männchen nächtens die Laborergebnisse?
Der ernsthaft um seine Gesundheit Bedachte isst nun also Bitterschokolade in Maßen (krebswidrig wegen der Antioxidantien, die auch nicht durch Milch behindert werden, außerdem blutdrucksenkend), linksdrehenden Yoghurt in gebührendem zeitlichen Abstand (wegen der guten Darmflora), wunderbar wäre vielleicht auch ein linksdrehender Obstsalat, um die Vitamine optimal aufzubereiten…
Ich ess öfter linksdrehenden Obstsalat, weil mein lieber Göttergatte eine geschmeidige Linkswendung ausführen muss, um den Salat auf den Frühstückstisch zu stellen…
Was sollten wir also tun? Das ist nun wieder ganz, ganz einfach: Hör auf deinen Bauch. Mein Bauch z. B. bevorzugt Obst, Gemüse und andere Leckereien, in denen die heiß diskutierten Substanzen in natürlicher Form enthalten sind. Und das ist gut so. Eine Überdosierung ist nahezu unmöglich. Nur bei dem Zeug, was uns so aus dem Reagenzglas entwischt, was wir synthetisiert und analysiert haben, was wir extrahieren, komprimieren und intensivieren, das ist relativ unberechenbar. Die Schöpfung hat uns eigentlich alles wunderbar vordosiert, warum sollten wir das ändern? Warum pulen wir uns die vermeintlich einzigen guten Wirkstoffe raus, ohne den Sinn der anderen zu begreifen?
Also hören sie auf ihren Bauch. Tatsächlich haben wir ein recht gutes Körpergefühl und nehmen normaler Weise das zu uns, was wir brauchen. Leider führen künstliche Aromen diesen wunderbaren Selbstregelungsmechanismus in die Irre.
Ich stelle mir manchmal Paracelsus vor und glaube, er hätte bei manch einer unserer modernen Erkenntnisse schallend gelacht. Hat er uns nicht schon immer gepredigt, die „Dosis macht das Gift“? Aber nein, wir fitzeln unsere Lebensmittel auf, die uns seit Jahrtausenden dienen und verunsichern uns mit widersprüchlichen Ergebnissen.
Würden wir die Lebensmittelzusatzstoffe, die uns so manch ein überbezahlter Industrieboss ins Essen tropft, genauso untersuchen, wären wir definitiv gesünder.
Und sie dürfen weiterhin ganz normalen Yoghurt kaufen, oder besser noch: selbst machen (dazu reich ein Esslöffel normaler Bioyoghurt in 1 l warme Milch – 24 Stunden in die Thermoskanne, dann in den Kühlschrank, geht auch gleich im Kühlschrank, dauert nur länger – dann einfach immer verbrauchten Yoghurt mit Milch auffüllen. Hält sich normaler Weise recht gut).
Die linksdrehenden Milchsäuren (der Yoghurt dreht sich ja nicht, wie sie sicherlich schon bemerkt haben) sind im normalen Yoghurt etwa im gleichen Prozentsatz wie die rechtsdrehenden enthalten. Linksdrehende sollten Babys nicht gegeben werden, weil diese dann abdrehen, da es ihnen den Magen umdreht. Die Rechtsdrehenden sind für normale Menschen ebenso verdaulich, wie die Linksdrehenden.
Also lassen Sie sich nichts andrehen. Für Linksdrehende wird nämlich kräftig am Preis gedreht.
– Stopp – mir dreht sich alles.
Also nochmals Paracelsus: Die Dosis macht das Gift. Esst, was euch gut tut und schmeckt. Und vor allem: Abwechslungsreich.
Guten Appetit!
herrlich, nein fraulich!!!! du hast eine super-schreibe (während ich derzeit am schluss meines buchmanuskriptes eher stammele). ich finde es auch faszinierend, dass sauerstoff zum leben notwenig ist – aber auch killen kann. ähnlich wie feuer: so wichtig zum kochen, heizen, schmieden, leuchten und doch sooo gefährlich. letztendlich haben wir unsere nase mitbekommen, um bekömmliches und momentan not-wendiges (die hungersnot abwendend) essen zu erschnüffeln. so wisse wir sofort und ‚on spot‘, ob wir dieses oder jenes genießen sollen. vorausgesetzt, unsere nase ist nicht durch penetrante labor-moleküle veräppelt. die rohkost-bewegung ‚instinctotherapie‘ (guy-claude burger) zeigt, wie es geht. ich wünsche, ich könnte sowas durchhalten, doch die moderne zivilisation wirkt ansteckend.
Herrlich ja, an der Zivilisation angesteckt. Dagegen konnte ich mich auch noch nicht impfen. Habe seit Jahren ein Projekt in der Schublade: Survival im heimischen Wald. – Wie man sich als Kräuterhexe allein mit Wildgemüsen durchbringt.
Bisher hab ich einfach Angst gehabt, jämmerlich zu verhungern…
Und danke für die Blumen! Ja, manchmal fließen mir die Worte nur so aufs virtuelle Papier. Vielleicht nehmen mich viele deshalb auch nicht so ernst, die wollen es langweiliger, technischer, seriöser…
Instinctotherapie, hört sich eigentlich nicht schlecht an. Nichts anderes machen eigentlich Heiler (ich meine die echten, bei den Urvölkern, keine Neo-Schamanen, die sich ein Federlein ans Hütchen stecken und werbewirksam in die Kamera schauen – womit ich nicht sagen will, dass es auch moderne Schamanen gibt – wohl aber, dass sich grad auch auf diesem Sektor viele Blender tummeln…)
Und die Nase, ja mein liebstes Organ! Naja, jedenfalls gleich nach Geldbeutel und Magen. Ich such alles mit der Nase aus, Essen, Wohnung, Klamotten, Männer… (angeblich tun wir das ja alle, nur unbewußt…)
Ich drück dir die Daumen, für dein Manuskript – wird schon! Bisher konnten sich deine Werke immer sehen lassen!
Hehe, wie heißt es so schön? Alles in Maßen… und ich hol mir jetzt erst einmal ein Maß Tee. ^^
Deswegen gibts in Bayern auch die Maß Bier… alles in Maßen…
zum thema wildgemüse frage ich mich so oft hier in irland, wie es kommen konnte, dass mitte 1800 hier 1/3 der bevölkerung während der großen hungersnot gestorben ist, obwohl es wälder, felder und das meer vor der haustür gibt. klar, man wird davon nicht satt und fett, könnte jedoch durchaus überleben, oder doch nicht????
Wo es Wald und Feld gibt, sollte ein Überleben möglich sein. Hier in Schleswig-Holstein ist das ob der Miniwäldchen und der „Roundup-Felder“ allerdings ein schwieriges Unterfangen.
Irland ist doch eigentlich recht grün, oder? und mit dem Meer vor der Haustür, Muscheln, Fische… ich denke, das wäre kein Problem.
Allerdings kenn ich die gesellschaftlichen Strukturen nicht. Hier war es zum Beispiel im Mittelalter nicht erlaubt, einfach im Wald zu jagen oder zu ernten. Viele trauten sich auch nicht über die Dorfgrenze hinaus.
Wir können es ja mal in Irland testen.. 🙂 mein Besuch da ist eh längst fällig, aber ich will wenigstens EINE Fee sehen…
Wieder mal köstlich. Bin schon ganz schwindlig vom Drehen :)).
Liebe Grüße
Regina
vielleicht kriegen wir ja mal ein wildkräuterseminar hin, so richtig mit gemeinsamem sammeln und zubereiten. sauerampfersößchen, klettenwurzel- und distelstängelragout, löwenzahlsalat mit bitterkressedressing, brombeergrütze mit thymiansöße, meerkohl und algen-soufflé (grusel….) ich muss schon bald für 2012 planen, schnief…
Ja, wieso nicht, Irland ist bei mir längst überfällig…
Ich wusste es schon immer: Mein Körper weiß am besten, was ihm wann gut bekommt 😉
Danke für einen weiteren herzerfrischenden Artikel aus deiner Feder liebe earthwitch!
Alles Liebe
Anna
Gern geschehen, liebe Anna, ich freue mich, wenns dir gefallen hat.
Lieben Gruß
Gaby
Bin leider sehr oft in den letzten Jahren mit Krebs konfrontiert worden. Die Thematik , Pros und Kontras haben mich und beschäftigen mich auch jetzt. Da ich auch nicht unbedingt schlauer geworden bin habe auch das gleiche wie Du beschloßen „Was sollten wir also tun? Das ist nun wieder ganz, ganz einfach: Hör auf deinen Bauch“
Man sollte außerdem auch eine sehr wichtige Komponente nicht außer Acht lassen: die positive und kämpferische ( was Krankheit betrifft) Lebenseinstellung.
Kenne jemanden der seit 16 Jahren zBsp. mit non Hodgkin Lymphom lebt und wiederrum starb meine Schwiegermutter letztes Jahr 6 Monate nach der Diagnose an derselben Krankheit.
Der Unterschied , leicht zu ahnen, die Einstellung. Der Man ist ein totaler Kämpfer , die Frau war durch die Diagnose so schockiert , da wusste ich instinktiv , Sie schafft es nicht .
Der Man hat keine einzige Sekunde medizinische HILFE ( ????) beansprucht und dennoch….
Die Schiwegermutter auch nicht , hat sich aber wie geschrieben schon von Anfang an aufgegeben…
Ernährung , hast vollkommen Recht, wir sind selbst für unsere Gesundheit verantwortlich und deshalb der nötige Aufwand ( Info und Analyse) muss sein…
Für mich persönlich steht die Seele bei Krebs an erster Stelle… es gibt sogar viele Studien über geheilte Krebspatienten. Da stehen nicht bestimmte Therapien ganz vorn, sondern bestimmte Menschen. Man hat festgestellt, dass unter den geheilten hauptsächlich Menschen waren, die aktiv an ihrer Heilung mitgearbeitet haben, also nicht nur artig die Therapien über sich ergehen ließen, sondern selbst auch was geändert haben, Ernährung, Lebensweise oder sonst was.
Die, die einfach nur ihrer Therapie folgen, passiv und abwartend, die haben eine schlechtere Prognose.
Das deckt sich so ziemlich mit deinen Beobachtungen. Es gibt tatsächlich auch in der Kräuterheilkunde schon viele sehr wirksame Mittel, die natürlich auch nicht jeden heilen können, aber zumindest die Lebenszeit verlängern helfen, bei guter Lebensqualität. Und das ist schon viel wert!
Ich kenne auch viele, die sich gegen eine schulmedizinische Therapie oder gar gegen jegliche Art von Therapie ausgesprochen haben und immer noch gut leben, obwohl sie laut Prognose längst unter der Erde liegen sollten.
Der Mensch ist nicht hilflos. Er hat zwar keine Garantie auf Heilung, aber immer eine Chance.