Mit dem ersten Grün scharren passionierte Kräuterhexen schon in den Startlöchern, dabei könnten sie längst schon ernten!
Aber dazu muss die eine oder andere schon die Brille aufsetzen. Die Wirkstoffbomben sind nämlich recht klein, es sind die Knospen!
Wenn man sich vorstellt, dass die ganze Kraft der zukünftigen Pflanze konzentriert in Knospe oder Trieb liegt, dann wird einem vielleicht auch klar, warum das kleine Wunderpillen sein können. Regelmässig empfehle ich, schon im Winter hier und da mal ein Knöspchen zu knabbern. Sie sind teilweise etwas gewöhnungsbedürftig harzig, aber stehen den käuflichen Vitamin- und Mineralstoffpillen in nichts nach. Es versteht sich von selbst, dass man nur bekannte und ungiftige Knospen knabbert, wie z. B. Buche, Linde, Birke, Esche, Ahorn und Haselnuss. Ja auch Tannen- oder Kieferntriebe gehen.
Manche Alchimisten schwören auf Knospentinkturen und damit sind sie nicht allein. Auch die moderne Medizin erkennt zunehmend das Potential.
Hier gibt es sogar eine spezielle Fachrichtung: die Gemmotherapie (Gemmo = Knospe). Hier in Deutschland ist sie relativ unbekannt, aber in Frankreich und England hochgehandelt.
Im Gegensatz zu üblichen Tinkturen werden hier die Knospen (oder auch Triebe und junge Wurzeln) in Glyzerin ausgezogen. Auch das ist hier relativ unbekannt. Als ich mal in der Apotheke meines Vertrauens Glyzerin hierfür kaufen wollte, bekam ich einen kleinen Vortrag zu hören. Glyzerin wäre abführend und eben irgendwie giftig und unverträglich – ich also damit unverantwortlich (ich wollte eine Glyzerintinktur ansetzen – das wird in England für Kindermedikamente gemacht, da da kein Alkohol drin ist… ja, ja, ich weiß, rein chemisch ist Glyzerin irgendwie schon Alkohol… seltsame Sache das).
Also hab ich mein Vorhaben erstmal gelassen. Nur um später festzustellen, dass andere Kräuterfrauen durchaus Kinderhustensirup auch so herstellen. Nachdem ich mich mit der Gemmotherapie näher befasst habe, entdeckte ich auch, dass einige Naturheilmittelfirmen durchaus auch mit Glyzerin ausziehen.
Warum wird in der Gemmotherapie Glyzerin genommen? Der Heilungsgedanke hinter dieser Therapieform ist, dass die Eiweiße der Knospe optimal mit unseren Zelleiweißen korrespondieren und einen sehr starken und schnellen Heilungsimpuls setzen. Einweiße werden aber von Alkohol zersetzt. Um diese zu schonen, wird Glyzerin genommen. Glyzerin ist als Auszugsmittel besser als Wasser, kann aber im Gegensatz zu Alkohol nun andere Stoffe, wie z. B. ätherische Öle oder Harze nicht so gut ausziehen.
Manche Hersteller dieser Gemmopräparate (manchmal auch Meristempräparate) setzen später Alkohol hinzu, um die Mischung zu stabilisieren. Bitte frag mich keiner, ob das jetzt doch Eiweiße zerstört, dazu bin ich zu wenig Chemiker. Ich verlass mich einfach mal auf die Erfahrungen der Hersteller.
Knospengewebe ist Embryonalgewebe, dem eine große Reparatur- und Heilwirkung nachgesagt wird. Das Embryonalgewebe der Pflanze steht ja kurz davor, einen kräftigen, gesunden Organismus aufzubauen und stellt diese Kräfte in einer Tinktur zur Verfügung.
In der Gemmotherapie wird also ein Glyzerinauszug hergestellt und dieser, weil das Präparat sehr kraftvoll ist, nachher noch auf 1:10 verdünnt. Damit haben wir sozusagen ein 1D – Präparat (nicht D1 – es wird nur verdünnt, nicht verschüttelt). Eine 10%ige Verdünnung. Die Gemmotherapie nähert sich damit der Homöopathie ein wenig an. Sie ist nahezu eine Mischung aus Phyto- und Homöopathie.
Die Heilerfolge, die teilweise spektakulär sind, sprechen für sich. Es lohnt sich, einmal tiefer in diese Therapieform einzusteigen:
Um die „richtige“ klassische Gemmotherapie anzuwenden, muss man sich länger mit ihr beschäftigen. Da gibt es ein paar Grundsätze (z. B. die Präparate grundsätzlich nicht zu mischen, bei Kombinationen nur Pflanzen aus dem gleichen Biotop zu verwenden), die man beherzigen soll. Auch für das Verständnis der Wirkweise reicht mein kleiner Blog nicht so wirklich aus. Dennoch möchte ich euch ein paar Anwendungsgebiete und Präparate nicht vorenthalten:
Knospenmazerat | Hauptanwendungen | |
Birke | Betula pendula | Blutreinigend, Wachstum (Kinder), Depressionen, Karies, Gelenkschmerzen, Gelenksteife, |
Brombeere | Rubus fructicosus | Knochenbildung (Brüche), Osteoporosevorbeugung, Darmentzündungen, Fibrome |
Esche | Fraxinus Excelsior | Blutgefäßpflege (Krampfadern, Aterienverkalkung), Gicht, Muskelrheuma, Niereninsuffizienz, cholesterinsenkend, bei Übergewicht |
Hartriegel | Cornus Saguinea | Hauptherzmittel, Herzinfarktvorbeugung, Morbus Basedow, blutgefäßpflegend, anti-nekrotisch, |
Hasel | Corylus Avellana | Lungenstauuung, Bronchitis, Anämie, Zirrhose, Leberverfettung, Depressionen, Kopfschmerzen, Lungenfibrose, Crataegus |
Himbeere | Rubus idaeus | Frauenheilkunde, blutgefäßschützend, Ovarienregulation, blutreinigend, krebswidrig, Fibrome, zusammen mit Frauenmantel bei übermäßiger Behaarung |
Mais (gekeimt) | Zea mays | Herzmuskelentzündungen, herzkranzgefässstärkend, nach Herzinfarkt, koronare Insuffizienz |
Schwarze Johannisbeere | Ribes nigrum | DAS Lebenselixier in der Gemmotherapie (und in der Frauenheilkunde für Frauen nach der reproduktiven Phase), erhöht die Wirksamkeit anderer Präparate, kortison-ähnliche Wirkung, hilft gegen (fast) alles… 😉 |
Silberlinde | Tiliaceae | Schlafprobleme, Neurosen, Übergewicht, Cholesterin, Schilddrüsenüberfunktion |
Wacholder | Juniperus communis | Leberinsuffizienz, chron. Hepatitis, tiefwirkendes Tonikum, Rheuma, Sterbebegleitung |
Walnuss | Juglans regia | entzündungshemmend (Pankreas), blutreinigend, Leber-Gallestoffwechsel, Dermatitis, Ekzeme, Altersstar, Darmflora, Zucker, Leberzirrhose, zahlreiche Hautkrankheiten |
Weinrebe | Vitis vinifera | Veneninsuffizienz, Beinödeme, Anämie, Arthritis, Arthrose, Fibrome, geschwürhemmend |
Weißdorn | Crataegus Oxyacantha | Herzheilmittel, beruhigend, unregelmässige Herzaktionen |
Das ist nur eine kleine, bescheidene Auswahl und auch die Anwendungsgebiete können nur angerissen werden. Es versteht sich von selbst, das Sie bei ernsten Krankheiten nicht selbst doktern, sich an Ihren Therapeuten wenden und auch das Mittel bitte als Fertigpräparat kaufen. Die Verarbeitung von Pflanzen, die giftig sind, grundsätzlich auch den Fachleuten überlassen.
Wie gesagt, die Gemmotherapie ist eine ganz eigene, wirkungsvolle Heilweise, die nicht nur im körperlichen, sondern auch im seelischen Bereich wirkt. Um sie sicher anzuwenden, bedarf es doch des näheren Befassens. Aber dafür steht Literatur und Internet zur Verfügung. Da hier besonders die Franzosen fleissig sind, sei die Seite http://www.feh.be empfohlen, ein bisserl Französisch sollte man aber können.
Das alles kann uns aber nicht von der klassischen Verwendung der Knospen abhalten. Wenn wir sie frisch knabbern, ist ein eiweißschonendes Konservieren nicht nötig. Auf Butterbrot, oder mit ins Kräuteröl sind sie auch nicht mehr ganz so harzig. Nochmals sei drauf hingewiesen, nur essbare Knospen wie z. B. Birke, Hasel, Ahorn, Linde und Esche zu verwenden. Eiche ginge natürlich auch, ist aber böse bitter…
Pur ist immer am Besten!
Gut, wir können aber nicht auf Vorrat futtern. Wer konservieren möchte, kann natürlich klassisch auch alkoholische Tinkturen oder auch Ölauszüge (z. B. die hervorragenden Pappelknospen – die Pappel hat ähnliche Wirkstoffe wie Propolis!!) machen. Die normalen Wirkstoffe bleiben so erhalten. Wir sind hier nicht mehr in der klassischen Gemmotherapie und verzichten möglicher Weise auf einige feinstoffliche Wirkungen, aber ein wertvolles Präparat haben wir trotzdem.
Wer intensiver in die Gemmotherapie einsteigen möchte, dem sei dieses Buch empfohlen:
Gemmotherapie – Phytotherapie – Mineralientherapie
In der Gemmotherapie wird fast jede erreichbare Knospe „weggefangen“. Uns steht eine große Kräuterapotheke zur Verfügung. Es werden auch exotische und giftige Pflanzen verarbeitet, spätestens bei Letzteren verbietet sich das Selbermachen. Wer ein wenig googelt, wird auch noch viel mehr über die wunderbaren Knospen finden. Mein Entdeckereifer ist jedenfalls geweckt. Meine Pappelknospen sind sowieso schon seit Jahren obligat, wobei ich die Balsampappel ob ihres betörenden Duftes bevorzuge… (wunderbares Hexensalbenknöspchen…).
Da in den Knospen die zukünftige Pflanze steckt, aber bitte, bitte umsichtig sammeln, nicht einen Baum gänzlich plündern, das könnte ihm sehr schaden. Wie wir oben sehen, reicht ein winzig kleiner Mengenanteil aus, um starke Präparate zu machen.
Ich hab hier wirklich nur einen winzigen, winzigen Ausschnitt vorstellen können. Ich hoffe, ich konnte Sie ein wenig an meiner Begeisterung teilhaben lassen.
danke für die wertvolle erinnerung, ich muss mal meine gute alte johannisbeere bemühen, habe seit vier wochen einen schnupfen, der durch drei flüge so richtig schön in die tiefe gedrückt wurde…. das ist wirklich ein „wundermittel“. schöne übersicht hast du zusammengestellt, das ist so ein spannendes thema.
Ich bin natürlich schon viel mehr am Knobeln: In der Gemmotherapie werden die Eiweiße geschont, dafür aber ätherische Öle oder Harze nicht ausgezogen…
Wenn ich nun ein Gemmopräparat zeitlich versetzt mit einer Tinktur oder einem äth. Öl anwende, hab ich da nicht das beste aus allen Welten?
Und schon bin ich fast wieder in der Alchemie…
Lol… auch ich will seit Jahren eine schwarze Johannisbeere pflanzen, weil sie ein wahrer Jungbrunnen für uns „Mittelalte“ ist… ich komm und komm nicht dazu. Gut daran erinnert zu werden.
Liebe Kräuterhexe,
Danke für diesen sehr interessanten Post! Hab gleich Tannenwipfel Mazerat aus der Hausapotheke geholt. Hab ich zuhause und nutze es nicht, weil ich nicht daran gedacht habe. Außerdem hab ich mir gleich die Schwarze Johannisbeere besorgt, da ich im Moment ziemlich unter den Pollen leide. Jetzt bin ich zuversichtlich gut über die Runden zu kommen!
Liebe Grüße und vielen Dank
Elisabeth
Hallo Elisabeth,
wenn du unter Pollen leidest: hast du es schon mal mit Brennnesseltee versucht? Das nehmen die Engländer (allerdings fangen sie schon vor der Saison damit an).
Schau auch mal auf Elianes Seite, die hat ein Super-Rezept mit – glaub ich – Zedernöl? (im Zerstäuber).
Zusammen könnte das eine recht interessante Mischung sein.
Darf ich dich auch fragen, wo du dein Mazerat her hast? Mich haben jetzt schon mehrere Anfragen erreicht, aber bei uns in Deutschland scheint es das nicht zu geben. Habe schon bei einigen Apotheken Fragezeichen hinterlassen…
Lieben Gruß
Gabriele
Liebe Kräuterfeen,
hat jemand Erfahrung mit Crataegus oxycantha D1 als Mittel gegen Herzrasen ?
würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Lieben Gruss
Claudia
Die besten Gemmo`s finden sie in Deutschland unter http://www.koll-biopharm.de
Jahrelange Forschung haben diese optimalen Ergebnisse geliefert und seit 2012 lieferbar. Ihre Dr.rer.nat. Kathrin Koll Apothekerin
[…] (https://earthwitch.wordpress.com/2011/04/07/schnell-noch-zugreifen-die-knospenapotheke/) […]
[…] https://earthwitch.wordpress.com/2011/04/07/schnell-noch-zugreifen-die-knospenapotheke/ […]
Wo kann ich fertige Knospen präparate kaufen? Kenne mich nicht so gut mit Pflanzen aus und selber würde ich nicht schafen die richtige Knospen zu sammeln. Bitte die Antwort an voce1@abv.bg senden. Danke!