Eigentlich gibt uns der Dioxinskandal doch die Vorlage: Ernähren wir uns endlich gesünder! Ja, das gilt auch für mich, ich bin, wie ich schon mehrfach erwähnt hab, ein wenig untergroß und weit entfernt von zierlich… ok, mein Bodymassindex ist bedenklich, aber die Kugelform ist noch nicht in Sicht…
Während ich mich gern auf die Ausrede verlege, dass sich bei einem kleinen Menschen das Gewicht halt unvorteilhaft verteilt, muss ich doch zugeben, dass da auch so einige Pfündchen zuviel sind. Ich ess so gern! Natürlich Vollfettstufe und süß. Aber nur zwischen den gesunden Mahlzeiten!
Das ich einer gesunden Ernährung nicht allzu treu bin und doch regelmässig mit meiner Schokosucht fremdgehe, mein Sport sich auf Fingerübungen beschränkt (die guten Vorsätze sind aber gefasst – versprochen) und ich in meinem Leben auch hin und wieder Antibiotika nehmen musste, ist mein Bauch recht strapaziert. Ich will sagen, ich hab einen Kugelbauch, der eben nicht nur Fett ist, sondern sich irgendwie dehnt…
Nun müsst ihr nicht jeden Senf aus der Werbung glauben, natürlich gibt es auch reine Blähbäuche, aber ich lauf nicht mit einer Gastrommel rum, wie jetzt vielleicht einige „Activia“-Anhänger meinen könnten. Trotzdem kann sich ein Bauch sehr dehnen, wenn die Darmschleimhäute gereizt sind. Es ist so eine Art „Schonhaltung“. Ich merke das deutlich, wenn ich z. B. einfach mal Mehlprodukte weglasse, ich seh dann glatt 5 kg schlanker aus und kann die Hosen getrost eine Nummer kleiner wählen.
Es scheint also, als könnte ich Getreide gar nicht so gut vertragen, aber ich gesteh: ich kann nicht so wirklich die Finger von lassen.
Nun habe ich mich in den letzten Tagen meinem Topinambur zugewandt, den ich kulinarisch bisher nicht so oft nutzte, wie er es verdient hat. Topinambur ist total super, ein wunderbarer schnell wachsender Sichtschutz für den Garten, oft auch nett blühend und über den Winter ein leckeres, an frostfreien Tagen stets verfügbares Gemüse.
Hierzulande hat er sich seltsamer Weise nicht so durchgesetzt. Als Viehfutter wird er manchmal gebraucht. Die Franzosen hingegen schwärmen von der Knolle. Wir Deutschen kennen ihn womöglich noch als „lasche“ Diabetikerkartoffel. Naja, die Deutschen haben eh einen Hang dazu, ihr Gemüse totzukochen.
Eine Topinamburpflanze (aus einem Knöllchen), bringt gut und gern mehrere Kilo Knollen als Ertrag. Bei all den Lebensmittelskandalen zur Zeit, kombiniert mit meinem ständig leeren Geldbeutel, also der Retter in der Winternot. Damit das Essen nicht zu eintönig wird, hab ich im Netz (www.kuechengoetter.de) einfach mal nach neuen Rezepten gegoogelt. Was man da so lesen kann, hört sich super an.
Also wurden meine Teilnehmerinnen des Heilerkreises als Versuchskaninchen verdonnert: Mein Mann entriss dem noch vereisten Boden mit Brechstange ein paar Kilo Topinambur und wir legten los: Brotaufstrich und Rohkost!
So einfach, wie auch genial, möchte ich mal behaupten. Ich lehnte mich da zunächst an die recht simplen Rezepte der Kräuterbauerin Gertrude Messner an. Zum Brotaufstrich wurde der Topinambur fein gerieben und mit Kokosfett gemischt. Das ganze noch nach Gusto gewürzt und fertig. Mit einer Küchenmaschine ist das ein Klacks Sache. Obwohl ich ob des Eigengeschmacks des Kokosfetts zunächst noch skeptisch war, hat mich das Ergebnis doch überzeugt. Neue Rezeptversuche mit Meerrettich und Basilikum sollen noch folgen.
Die Rohkost ist genauso einfach. Raspeln, Kresse dazu, ein guter Schuss Essig und Zitrone und abschmecken. Auch die hat mir sehr gefallen
Das war ein schnelles und fast kostenloses Abendessen. Aber der Topinambur hat noch viel mehr zu bieten. Das er gut für die Bauchspeicheldrüse ist, das Hungergefühl gut dämpft ohne selbst nennenswert Kalorien zu haben und die Darmflora pflegt, wusste ich bereits. Was mich jedoch wirklich aufhorchen ließ, waren die Forschungsarbeiten von Prof. Manfred Bärwald von der TU Berlin. Topinambur:
- senkt den Cholesterinspiegel
- sättigt kalorienarm
- dämpft das Hungergefühl (z. B. auch als Tinktur, 20 Min. vor dem Essen eingenommen)
- Erhöht die Aufnahme von Eisen, Magnesium und Kalzium
- wirkt prebiotisch – d. h. er ist ein Darmsanierer
Wer mehr wissen will schaut einfach mal auf: http://www.baerwald-prof.de/start1.htm
Wer eine angegriffene Darmflora hat, sollte sich dem Topinambur zunächst etwas vorsichtiger nähern. Nicht so viel nehmen, oder die Schale entfernen (die ansonsten aufgrund der guten Inhaltsstoffe ruhig bleiben sollte – dann nur schlechte Stellen rausschneiden), sonst könnte man Blähungen bekommen.
Tja, obwohl ich mir nun meines Bauches bewußt war… ich hab zugeschlagen…
Am nächsten Tag hatte ich doch leichten Durchfall. Hab innerlich mit mir geschimpft. Wie blöd muss man eigentlich sein… Aber dann… mein Bauch war flach! Ok, kann auch mal von einem Tag Ruhe kommen. Tags drauf war ich terminlich viel unterwegs, ja und ich war wirklich wieder einmal Fastfood essen. Mein Bauch? Keine Reaktion, immer noch flach. Das gabs noch nie! Sollte der Topinambur wirklich ein so starker Darmsanierer sein? Mein Hungergefühl insgesamt ist auch nur schwach ausgeprägt. Normalerweise bin ich so ein typisches Fressattackenopfer…
Das mich ein Pflänzlein ob seiner Eigenschaften in Erstaunen versetzt, passiert nicht oft. Ich weiß, dass da viel möglich ist. Wer sich mal mit den Studien von Prof. Bärwald befasst, wird lesen, dass der Topinmabur scheinbar auch noch ein starkes Potential an immunstärkenden Inhaltsstoffen hat. Sogar von AIDS-Behandlung ist hier die Rede.
Allein die Wirkung auf den Darm lässt mich allerdings ein wenig Ehrfürchtig zu dieser Riesenpflanze aufschauen. Ich halte es da ganz mit Xaver Mayr, der zu Recht behauptet: Die Gesundheit liegt im Darm. Mit einer anständigen Darmsanierung lässt sich meiner Meinung nach fast alles heilen. Aus persönlicher Erfahrung sogar schwerste Krankheiten. Einen Verusch ist´s allemal wert, man wird davon nicht dümmer, sondern nur gesünder.
Allerdings habe ich erfahren, dass heutzutage die Mayr-Kur auch schon mit Einläufen begleitet wird. Meiner Meinung nach ist das nicht im Sinne Mayrs, der eigentlich deutlich machte, dass er nur mit Bittersalzen und damit der natürlichen Richtung der Darmentleerung, abführte.
Naja, Erfahrungen zu dieser neuen Art der Mayr-Kur kann ich nicht beisteuern, meine Wahl wäre sie nicht.
Fest steht für mich jedenfalls, dass ich mit der Topinambur weiter experimentieren werde. Dank der Wüchsigkeit wird mir das Material ja nicht so schnell ausgehen. Auf Bärwalds Seiten ist auch eine mir bisher noch nicht bekannte Verwendung von Blüten und Blättern aufgeführt. Die Blätter sollen eine gewisse Süße haben und als Süssungsmittel nutzbar sein. Na, dass versuch ich mal. Vielleicht muss man das irgendwie auskochen?
Eure Erfahrungen mit Topinambur sind mir natürlich immer herzlich willkommen!
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