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Posts Tagged ‘Pilze’

10. September

Die letzte Tour war in Bezug auf Kräuter ernüchternd. Aber ich erwähnte ja bereits, dass wir hier so artenarm sind, eine regelrechte Kultursteppe, dass wir uns über manches Kräutlein so bannig freuen, das einem „südlichen“ Niedersachen vielleicht nur ein müdes Lächeln abfordern würde. Man merkt wirklich deutlich, dass die Flora bunter wird, wenn man hinter Hamburg (hier von uns aus gesehen, also südlich davon) ist. Das gilt aber ebenso für den Osten. Auch in Mac-Pomm gibt es schöne Ecken. Am Klima dürfte es also nicht liegen. Ich vermute, es liegt an der Bewirtschaftung. Schleswig-Holstein ist das waldärmste Bundesland (fällt gar nicht so auf, weil wir mit unseren Stränden punkten, gell?). Landwirtschaft wird hier groß geschrieben (vor Allem auf den Flurkarten) und auch die Art und Weise, wie man heute mit Beikräutern verfährt, lässt ihnen kaum noch eine Chance. Wegränder werden vor der Blüte gemäht (So sind Johanniskrautstellen hier echte Geheimtipps) und auch das in anderen Bundesländern immer mehr praktizierte natürliche Belassen eines Randstreifens in Feldern (für Kornblumen u. ä.) hab ich in meinem Umfeld noch nicht gesehen.

Zum Glück gilt das Gesagte nicht zu 100 %. Hier und da finden sich noch kleine Idyllen. Wobei die Betonung auf „klein“ liegt. Das von mir letztens besuchte Schutzgebiet für Birkhühner, war ein winzig kleines Moor – ich möchte mal behaupten, es hatte etwa Fussballfeldgröße. Da kannst du schützen was du willst, auf so einer kleinen Fläche bleibt doch nichts, was Puls hat. Da hast du auf dem Papier ausgewiesene Schutzgebiete und in Wirklichkeit zeigt dir das Birkhuhn den Stinkeflügel und tippt sich an die Stirn. Ich habe sogar einen Anwohner gefragt, der mir ebenfalls bestätigte, das kein Birkhuhn so lebensmüde wäre, dort zu nisten.

Etwas größer und auch artenreicher ist da schon der Naturpark Aukrug. Das hört sich jetzt gewaltiger an, als es ist. Denn auch der Naturpark Aukrug ist nicht mehr als eine auf der Landkarte großzügig umkreiste Fläche, die vielleicht im Vergleich zum Rest unseres Kreises wirklich mehr Wald hat und den auch noch teilweise zusammenhängend.

Wie dem auch sei – hier gibt es, am Boxberg, wunderschöne Heideflächen. Der Wald sieht in letzter Zeit etwas arg zersaust aus. Mir ist nicht bekannt, ob Absicht oder Windbruch. Wir werden sehen. Jedenfalls kann man am Boxberg wunderbar wandern. Auch für Familien mit Kindern ist das eine schöne Idee, denn hier ist ein kleiner Wanderpfad mit Spielattraktionen und Informationen für den Nachwuchs. Manche dieser „Spielgeräte“ (alle aus Holz, sich gut einfügend) sind etwas in die Jahre gekommen. Aber für gute Ideen brauch es ja auch immer Idealisten, Freiwillige und Ehrenamtliche, die so etwas am Laufen halten. Ein Budget seitens unserer Obrigen ist da in der Regel nicht vorgesehen…

 

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Die Heide am Boxberg- hier gibt es noch Blaubeeren!

 

Manchmal wandere ich also auch bei uns am Boxberg. Ja, nehmt euch ruhig mal eine Landkarte und schaut, wie winzig die Wälder hier sind. So kann es dir zur Pilzzeit in der Gegend von Lohe – Förden schon passieren, dass dir die Pilzsammler in Reih und Glied, im praktischen Zwei-Meter-Abstand, mit Körbchen bewaffnet entgegenkommen. Auch hier gibt es etwas Heidelandschaft und wenn die Pilzfreunde unterwegs sind, kannst du glauben, das ist irgendein CSI-Geschwader bei der Tatortuntersuchung. Die Möglichkeit an „Altersschwäche“ zu sterben, haben Pilze in diesen Wäldern nicht.

Rund um den Boxberg gibt es auch viele Pilze (Wenn das hier jemand von den Lohe – Fördernern – Pilzsucher liest… nein, stimmt nicht…  schreibe ich nur aus künstlerischer Freiheit… 😉 ).

Also hier gibt es für unsere Verhältnisse viele Pilze, darunter Birkenpilze, Maronen und Steinpilze. Manchmal findet ihr mich hier zum Sammeln…

 

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Ein Perlpilz – zu meinem und seinem Glück selten auf der Sammelliste der Pilzjäger

 

Hier am Boxberg kann man auch, wenn man schneller ist, als die Ziegen, wunderbar Blaubeeren sammeln. Seltsamer Weise findet man wenig Menschen im Gesträuch. Heutzutage nutzen diese kleinen Geschenke von Mutter Natur kaum noch Menschen, oder sie haben Angst davor… Oft kräftig von den Medien geschürt. Nach denen ist man schon nach 50 Bucheckern dem Tode geweiht (Danke liebe Volkszeitschrift mit den vier großen Buchstaben!). Aber könnt ihr euch etwas Leckereres vorstellen, als Blaubeermarmelade mit weißer Schokolade?

Zurück zu meinen Pilzen. Wenn man nicht unbedingt einen der ganz giftigen Vertreter erwischt, sind sie sehr gesund… Okay, okay, ich muss da mal wieder ein paar Einschränkungen machen. Auch die guten Pilze sind nicht unbedingt gesund, wenn sie zu strahlenbelastet sind, aber so etwas könnte man hier überprüfen: BfS

Zugegeben, in diesem Fall sind wir Nordlichter besser dran. Die Strahlenbelastung ist in Süddeutschland (nicht nur bei Pilzeen, auch bei Wild) deutlich höher. Aber beim Bundesamt für Strahlenschutz könnt ihr die Werte erfahren. Das geht sogar soweit, dass man die Belastung für einzelne Gewässer oder Fischarten einsehen kann.

Es ist wie es ist: wir müssen mit der Belastung leben. Ich habe mich bisher nicht vom Pilze- und Fischessen abhalten lassen, übertreibe es aber nicht. Auch das gehört zu einer „ausgewogenen“ Ernährung.

Gut…, das haben wir geklärt. Also auch bei uns gibt es sehr gesunde Pilze. Dazu müsst ihr nicht unbedingt auf Reishi oder Shiitake ausweichen. Den realtiv geschmack- und wirkstofflosen Champignon meine ich damit auch nicht. Leider könnt ihr nicht durch meinen Blog zum Pilzkenner werden, das müsst ihr schon Life und in Farbe lernen, aber dazu gibt es ja überall gute Kurse.

Wenn ihr so einen Kurs besucht, lasst euch unbedingt mal das Judasohr zeigen. Zugegeben, dieser Pilz sieht nicht lecker aus. Tatsächlich meint man, einen Baum mit knorpeligen Ohren zu sehen. Aber die meisten von euch haben ihn schon mal gegessen: Den berühmten Mu – Err Pilz beim Chinesen! Die Pilze dort wurden meist aus Vietnam importiert, aber er wächst auch bei uns und zwar am Holunder. Wolf-Dieter Storl weiß in seinen Holundergeschichten zu berichten, warum dort und warum er Judasohr heißt… ich verrate es euch nicht.

Von mir erfahrt ihr nur, dass er sehr gesund ist. In der chinesischen Medizin wird er gegen Arteriosklerose, zu hohem Cholesterin und bei Kreislauferkrankungen eingesetzt. Er wirkt entzündungshemmend und blutverdünnend. Es gibt Studien, die ihm eine Immunsystem steigernde Wirkung zuschreiben.

Kleingeschnitten und in heißer Milch (notfalls auch Wasser) eingelegt kann er nach kurzer Ziehzeit genutzt werden für:

Bindehautentzündungen, Lidrandentzündungen, Gerstenkörner, Augenentzündungen und Schleimbeutelentzündungen

Ich gehöre zu denen, die ihn trotz seiner seltsam weich-knorpeligen Konsistenz ganz gern mögen. Wenn wir Gesundes essen, tragen unsere Lebenmittel ihren Namen wieder zu Recht.

Wer nun dem Judasohr eine kulinarische Chance geben möchte: raus in die Natur und die Holunderbüsche absuchen. Oder kaufen. Dann würde ich jedoch Bioware bevorzugen. Besonders, wenn ihr „Heilendes“ im Sinn habt.

Auch andere Pilze sind heilsam. Unsere Speisepilze sind nun leider keine Vitaminbomben, aber mit Mineralstoffen können sie schon punkten.

Also traut euch wieder: Ran an die Pilze. Ganzjährig. Es müssen nicht immer Maronen sein (besonders auch deswegen, weil sie zu den „Strahlenden“ gehören – siehe oben). Natürlich könnt ihr auch weiterhin recht kostspielige Vitalpilze als Nahrungsergänzung kaufen. Aber: Warum in die Ferne schweifen…?

 

 

 

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Vor etwa 10 Tagen bin ich aus dem Sommerurlaub direkt in den Herbst geraten. Man kann ihn riechen und kann ihn spüren. Eigentlich mag ich den Herbst, ich liebe die bunten Farben, das Ernten, die Gerüche, Pilze… Beeren…, ja ich mag den Herbst…

Aber bei uns zeigt sich der Herbst von der kalten Seite. Die Pflanzen legen nicht ihr prächtiges Herbstkleid an, sondern vergammeln, wie im schlimmsten November, es ist klamm und nass und gestern Nacht stürmte es derart, dass ich nochmal ums Haus ging und mich vergewisserte, dass nichts weggeweht oder umgeworfen werden konnte.

So muss Herbst aussehen…

Gestern Nacht also, rasten die Sturmwolken am Vollmond vorbei, der Wind heulte um mein Häuschen und ließ all die gemeinen Gruselbilderfilme in meinem Kopfkino entstehen. Nein, nein… so ein Wetter gehört definitiv in den November, obwohl ich zugeben muss, als Nordlicht sowieso nicht sonnenverwöhnt zu sein.

Wir gingen tags zuvor noch in den Wald, nur um mal zu schauen, ob es nicht irgendetwas „Erntbares“ gibt. Meinen wunderschönen Knick hat der Dorfvater leider gänzlich kappen lassen. Vor ein paar Tagen erst. Sünde… Aber wir haben eine Baustelle und fette Umleitung im Dorf und da muss man den Stahlrössern zu ihrem Recht auf ungehinderte Fahrt verhelfen und knickt mal eben das Grün rechts und links. Mit ihm aber auch Beeren, Ebereschen, Schlehen… eben alles, was im Herbst Bauch und Vorrat füllt… es sieht furchtbar aus!

Im Wald ist es nicht wirklich besser, nass, klamm… gammelig. Es schauen ein paar schüchterne Pilzköpfchen, die ich aber ob der Herrscharen von Schnecken, die sich an ihnen gütlich tun, an ihrem Platz belasse. Moskitos begleiten summend und blutgierig die Suche.

Selbst in meinem Garten ist es tot. Die Zucchini gammeln weg, bevor sie ohne Brille erkennbar sind. Von meinen im Frühjahr reichblühenden Obstbäumen trägt nicht einer. Scheinbar bin ich nicht allein betroffen. Ähnliche Klagen hab ich auch schon von Freunden gehört. Es scheint nichts wirklich zu reifen. Einige Bauern in der Umgebung fahren trotz schlechter Witterung das spärlich vorhandene Korn ein. Da kann doch nichts Gutes draus werden.

Das Angebot im Supermarkt, Obst und Gemüse betreffend, ist mau. Zynisch bemerke ich, dass das sicherlich mit dem allgegenwärtigen Maisanbau für die Biogasanlagen zu tun hat. Selbst da wage ich nicht mal ein Kölbchen zu klauen, wie man es vielleicht früher mal als Kind gemacht hat, da dieser angeblich mit ein paar chemischen Zusätzen aufgepeppt wird, um später auch ordentlich zu gasen. Wir verbrennen Lebensmittel! Schon das schnürt mir irgendwie den Hals zu.

Mir fällt ein, dass im Schutzgebiet eine wilde Pflaume stand, die hatte mir im letzten Jahr noch zu wunderbarer Konfitüre verholfen. Wir fahren hin, nur um festzustellen, dass sie abgeholzt wurde… vielleicht störte das Fallobst und die damit verbundenen schwirrenden Insekten Jäger oder Angler…

Ja, da steh ich nun dumm da. Nicht nur, das mir irgendwie frisches Obst und Gemüse fehlt – ich wüsste auch nicht wohin und wofür ich Kräuterwanderungen im Herbst machen sollte?

Als eingefleischte Kräuterhexe, wenn ich so richtig 100 % wäre und nur von Wildgemüse leben würde, müsste ich jetzt verhungern…

Der Sturm letzte Nacht hat mir tatsächlich ein paar Bäume schon herbstlich entlaubt. Ich muss nachher Blätter harken gehen…

Oh mann, ich bin genauso geknickt, wie mein Knick… wir werden uns mal zusammen die Wunden lecken. Ich hab ein paar notreife Brombeeren probiert… bäääh… der Geschmack ist weggeregnet. Ich hoffe auf eine gute Holunderbeeren- und Schlehenernte. Vogelbeeren gibt es dieses Jahr so gut wie gar nicht.

Ein blöder Herbst für Kräuterhexen… wie siehts in anderen Bundesländern aus? Lohnt es sich, mal jemanden zu besuchen?

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